8. Schleswig-Holsteinischer Hafentag unter dem Motto „Die Häfen im (Klima-) Wandel auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“ in Kiel
(Kiel/Brunsbüttel) Die Häfen in Schleswig-Holstein sind sich ihrer ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Zahlreiche Maßnahmen wurden bereits umgesetzt.
Rund 150 Gäste vor Ort sowie zahlreiche weitere Online-Teilnehmer haben heute am 8. Schleswig-Holsteinischen Hafentag des Gesamtverbandes Schleswig-Holsteinischer Häfen e.V. (GvSH) im neuen Kreuzfahrtterminal Ostseekai 28 in Kiel im Hybridformat teilgenommen. Nachdem der Hafentag in den vergangenen beiden Jahren aufgrund der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, war das Interesse der Gäste aus der maritimen Wirtschaft, Verwaltung, Politik, Gewerkschaften, Verbänden und Presse am Hafentag entsprechend groß.
Der diesjährige Schleswig-Holsteinische Hafentag und die hochrangig besetzte Podiumsdiskussion standen unter dem Motto „Die Häfen im (Klima-)Wandel auf dem Weg zur Nachhaltigkeit“. Frank Schnabel, Vorstandsvorsitzender des GvSH, erläutert die bewusste Wahl des Mottos: „Der Klimawandel und die Einhaltung der Klimaschutzziele sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die auch die Häfen betreffen und bei denen die Häfen auch Verantwortung haben und übernehmen müssen“.
Die Häfen sind in diverser Hinsicht beim Thema Klimawandel und Energiewende gefordert. Die Häfen und die Schifffahrt im Allgemeinen müssen und wollen einen aktiven Beitrag dazu leisten, die Emissionen zu reduzieren, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern und einen Beitrag zur Luftreinhaltung, insbesondere in den Hafenstädten, zu leisten. „In den Schleswig-Holsteinischen Häfen werden bereits diverse Projekte umgesetzt, um die Emissionen dauerhaft zu senken. Hohe Investitionen sind und werden dafür vorgenommen“, führt Schnabel weiter aus. Beispielsweise können mit der Nutzung von Landstromanlagen zur Versorgung der Schiffe mit benötigtem Strom am Liegeplatz die Schiffsemmissionen im Hafen vollumfänglich vermieden werden. Im SEEHAFEN KIEL werden u.a. Kreuzfahrtschiffe und RoRo-Fähren mit Landstrom versorgt. Am Lübecker Nordlandkai wird bereits seit 2008 Landstrom zur Versorgung von Schiffen genutzt und in den nordfriesischen Häfen Wyk auf Föhr, Dagebüll und Wittdünn auf Amrum werden insbesondere die Fährschiffe bereits seit Jahrzehnten mit Landstrom aus regionaler Windenergie versorgt.
Auch wenn Landstromanlagen eine effektive Lösung zur Vermeidung von Schiffsemmissionen am Liegeplatz sind, ist Landstrom nicht in jedem Hafen und nicht für jeden Schiffstyp die beste Lösung. Daher wird auch an der Etablierung von alternativen Treibstoffen und Schiffsantrieben gearbeitet, welche die Schiffsemmissionen sowohl in Fahrt als auch im Hafen reduzieren und langfristig auch vermeiden werden. Der Hafenstandort Brunsbüttel hat sich in den vergangenen Jahren als Vorreiter für LNG-Bunkering an der deutschen Nordseeküste entwickelt. Auch fand die weltweit erste Bebunkerung eines Schiffes mit SNG (Synthetic Natural Gas) in Brunsbüttel statt, welches dem Schiff eine klimaneutrale Fahrt ermöglicht. Die Reederei Scandlines wird ab 2024 eine emissionsfreie Frachtfähre auf der Strecke Puttgarden-Rødby einsetzen. Das weltweit erste Fährschiff dieser Größenordnung wird somit von einem schleswig-holsteinischen Hafen aus verkehren.
Darüber hinaus werden viele Maßnahmen im operativen Tagesgeschäft der Häfen umgesetzt, die eine Reduzierung der Emissionen bewirken. Die Nutzung von elektrischen Umschlagsgeräten und Flurförderzeugen, E-Autos und Brennstoffzellenfahrzeugen in Firmenflotten sowie die eigene Erzeugung und ausschließliche Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien sind nur einige Beispiele hierfür.
Claudia Müller, Maritime Koordinatorin der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Tourismus: „Alle Teilbranchen der maritimen Wirtschaft stehen vor der Aufgabe, ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele beizutragen. Der Schiffbau, die Schifffahrt und die Häfen. Den Häfen kommt aber noch eine besondere Bedeutung zu: Als Energiedrehscheiben tragen sie nicht nur selbst zu weniger Emissionen bei, sie bilden auch die Basis für die Defossilierung anderer Branchen, z.B. als Importterminals für LNG und später Wasserstoff. Die Klimawende gelingt nur mit unseren Häfen.“
Neben dem eigenen Beitrag der Häfen zur Einhaltung der Klimaschutzziele hat der strukturelle Wandel auch Auswirkungen auf die Güter, die über die Häfen transportiert und umgeschlagen werden. War der Umschlag von Energieträgern wie Kohle und Erdöl in den vergangenen Jahrzehnten in einigen Häfen ein wichtiger Bestandteil der Umschlagsaktivitäten, werden aufgrund der Energiewende diese Güterarten in den Häfen wegfallen. Da Deutschland aber immer auf den Import von Energie angewiesen sein wird, werden über die Häfen neue umweltfreundliche Energieträger importiert werden müssen. Hierfür bedarf es neuer Terminal-Infrastrukturen in den Häfen. Der schleswig-holsteinische Hafenstandort Brunsbüttel wird in der zukünftigen Energieversorgung Deutschlands eine Schlüsselrolle einnehmen. Neben den Planungen zur Errichtung eines LNG-Terminals durch die German LNG Terminal GmbH, welches zukünftig auch für den Import von grünen Energieträgern genutzt werden soll und an dem die Bundesregierung 50% der Anteile halten wird, hat die kürzliche Meldung von RWE zur Errichtung eines Ammoniak-Terminals für den Import von grünem Wasserstoff für Aufsehen gesorgt. Dr. Bernd Buchholz, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, hebt hervor: „Der Industrie- und Hafenstandort Brunsbüttel wird ein Fixpunkt für die zukünftige und langfristige Energieimportstrategie Deutschlands. Davon wird das gesamte Bundesland, aber insbesondere die Westküste profitieren. Schleswig-Holstein steht bereits seit langem für die Produktion von grünem Strom und erneuerbaren Energien und wird zukünftig auch für den Import grüner Energieträger, wie z.B. grünem Wasserstoff in Form von Ammoniak, stehen. Dadurch wird Schleswig-Holstein einen industriellen Boom erleben, denn die Verfügbarkeit von grüner Energie wird zukünftig für Unternehmen ausschlaggebend sein“.
Die konstruktive Diskussionsrunde, an der auch NABU-Vertreter Malte Siegert teilnahm, zeigte deutlich auf, dass die Herausforderungen, die mit dem Klimawandel einhergehen, vielfältig und komplex sind, aber zugleich ohne weitere Verzögerungen angegangen werden müssen und auch Chancen für die Häfen bieten. „Die Häfen in Schleswig-Holstein sind sich ihrer ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und leisten ihren Beitrag zur Einhaltung der Klimaziele! Hierfür werden hohe Investitionen getätigt“, resümiert Frank Schnabel.