13.03.24

Mission Energiewende: So stellen sich Schleswig-Holsteins Häfen auf!

Zum 10. Jahrestag des Schleswig-Holsteinischen Hafentags lud der Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen (GvSH) nach Travemünde ein. Als wichtige Innovations-treiber gestalten die Häfen Schleswig-Holsteins die maritime Energiewende. Dabei spielen sie eine Schlüsselrolle für die Wirtschaftskraft und die Versorgungssicherheit Deutschlands: als Energie-Hub für grüne Energieträger und als Umschlagplatz für On- und Offshore Windkraftanlagen. Um die klimapolitischen Herausforderungen zu meistern, braucht es neben neuer Import-Infrastrukturen vor allem politischen Rückenwind.

Travemünde, 13.03.2024. Unter dem Leitmotiv: „Mission Energiewende, so stellen sich Schleswig-Holsteins Häfen auf“ kamen heute rund 130 Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft aus Norddeutschland am Ostpreußenkai in Lübeck Travemünde zusammen. Im Rahmen der gut einstündigen Podiumsdiskussion diskutierten Landeswirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen, Daniel Hosseus, Geschäftsführer der Zentralen Deutschen Seehafenbetriebe, Malte Seeger vom NABU Hamburg und Mitglieder des GvSH-Vorstands Frank Schnabel, Dr. Dirk Claus und Prof. Dr. Sebastian Jürgens über die Herausforderungen und Chancen der Häfen im Rahmen der Energiewende.

Schleswig-Holstein ist der drittgrößte Seehafenstandort Deutschlands. Als Motor der maritimen Wirtschaft tragen die Häfen auf vielfältige Weise zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region und ganz Deutschlands bei. Sie generieren Wertschöpfung und Beschäftigung in verschiedenen Wirtschaftszweigen und sichern die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Als Produktions- und Logistikstandorte übernehmen die Häfen ebenso einen Großteil der Rohstoff- und Energieversorgung für die deutsche Wirtschaft und stellen den Zugang zu den Märkten in Übersee sicher. Um dieser Rolle nachhaltig gerecht zu werden, investieren die Hafenbetriebe kontinuierlich in ihre Infrastruktur und Suprastruktur. Mit dem Umschlag von Anlagenteilen für Windenergieanlagen und nachhaltigen Energieträgern sowie der Errichtung neuer Import-Infrastrukturen untermauern die schleswig-holsteinischen Hafenstandorte ihre Schlüsselrolle als maritime Energiedrehscheibe. „Wir wollen die bedeutende Funktion der schleswig-holsteinischen Häfen als sogenannte multimodal angebundene Energie-Hubs gemeinsam weiter stärken und die Chancen wahrnehmen, die uns die Energiewende bietet. Sie fordert uns heraus, bietet aber gleichzeitig enormes Entwicklungspotential, das wir nutzen wollen. Dafür brauchen wir insbesondere Verlässlichkeit und Planungssicherheit von Seiten der öffentlichen Hand sowie Fördermöglichkeiten zur Bereitstellung der neuen Infrastruktur“, erläutert Schnabel.

Herausforderungen und Chancen der Energiewende

Die Nachfrage nach grünen Energieträgern und ihren Derivaten, wie Ammoniak und Methanol, wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Die norddeutschen Hafenstandorte bieten ideale Voraussetzungen für den Import klimaneutraler Energieträger. Ein Beispiel ist LNG, das als wichtige Brückentechnologie gilt. Ebenso begrüßt der GvSH den Vorstoß der Schwarz-Grünen Landesregierung zur Abscheidung und unterirdischen Speicherung von CO2 – kurz CCS-Technik, (Englisch „Carbon Capture and Storage“). Der Umschlag und Transport von verflüssigtem Kohlenstoffdioxid aus unterschiedlichen Industriezweigen stellt für Hafenbetriebe ein neues innovatives Handlungsfeld dar. Als sogenannte Hubs für den CO2-Export ermöglichen sie den sicheren Seetransport zu den Lagerstätten.

Damit die Energiewende gelingt, sind umfangreiche Investitionen in die Hafeninfrastruktur und den Ausbau der Hinterlandanbindungen an Straße, Schiene und Wasser dringend erforderlich. Den Seehäfen kommt eine entscheidende Rolle für das Gelingen der Energiewende, das Erreichen der Klimaschutzziele und die Gewährleistung einer sicheren, unabhängigen sowie bezahlbaren Energieversorgung in ganz Deutschland zu. Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen: „Die Seehäfen sind Dreh- und Angelpunkt für den Ausbau der Offshore-Windenergie und die Anlandung von erneuerbarer Energie in Form von Strom und „grüner Moleküle“ sowie die Grundlage für den Aufbau eines zugehörigen Transportnetzes. Eine moderne, intakte und für die zukünftigen – heute teilweise noch nicht in Gänze abschätzbaren – Bedarfe vorbereitete Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur ist essenziell für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes und sichert die Energiewende im Land“.

Im Rahmen der Transformation beschäftigen sich die Häfen ebenfalls intensiv mit der Reduzierung der eigenen Treibhausgas-Emissionen. Hafenbetriebe sind große Energieverbraucher, daher muss der Bedarf durch Energieeffizienzmaßnahmen signifikant reduziert werden. Dabei geht es um Maßnahmen wie den Einsatz von Elektro-Fahrzeugen oder
der Implementierung von Energiemanagementsystemen. Zusätzlich sollen die Häfen vermehrt mit alternativen Kraftstoffen und Schiffe mit Landstrom betrieben werden. Der Universalhafen in Kiel beschäftigt sich beispielsweise intensiv mit der klimaneutralen Energieversorgung von Seeschiffen während der Hafenliegezeiten und nimmt damit europaweit eine Vorreiterrolle ein. Im letzten September wurde im Bereich des Ostufers die vierte Landstromanlage im Ostseehafen in Betrieb genommen. Der GvSH drängt zudem auf einen stärkeren Ausbau der Bahninfrastruktur, denn der Norden braucht leistungsstarke Hinterlandanbindungen, sowohl im Personenverkehr als auch im Güterverkehr. Davon hängt nicht nur die Bindung und Gewinnung von Arbeits- und Fachkräften ab, sondern auch den Gütertransport ab der Kaikante nachhaltig und kosteneffizient gestalten zu können.

Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen

Die Vielzahl der neuen Energieprojekte sind für die Hafenbetreiber Chance und Heraus-forderung zugleich. So werden Planungs- und Genehmigungsprozesse im Sinne des neuen „Deutschland-Tempos“ zwar merklich beschleunigt, ihre Komplexität und die damit einhergehenden Anforderungen an Hafenbetreiber und Behörden bleiben dennoch weitest-gehend erhalten und müssen flexibel und kreativ gelöst werden“, betont Frank Schnabel, Vorstandsvorsitzender des GvSH sowie Geschäftsführer Brunsbüttel Ports / SCHRAMM group. Ebenso steigt die Forderung an den Bund, die notwendigen Investitionen zur Transformation der Häfen sicherzustellen. „Die Kosten für den notwendigen Infrastrukturausbau und Technologien können wir nicht allein stemmen. Damit die Häfen international wettbewerbsfähig bleiben, brauchen wir schnelle, verlässliche und zukunftsgewandte Entscheidungen in Kiel, Berlin und Brüssel“, ergänzt Schnabel.

Die Häfen der Region haben eine große Bedeutung für die Energiesicherheit und die Energiewende.

Pressemitteilung 10. Schleswig-Holsteinischer Hafentag
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